Geschichte trägt stets den Beigeschmack des Vergangenen und Abgeschlossenen. Dabei kann es ein Glas Tee und ein Gespräch mit dem richtigen Menschen sein, das die Geschichte erneut aufleben lässt: So geschah es, dass am 07. Februar 2019 die osmanische Geschichte anfing in unseren vier Wänden weiterzulaufen: Prinz Orhan Osmanoğlu, Enkel des heiligen Abdulhamid II. in der vierten Generation, erwies uns die Ehre und betrat unsere Dergah. Nach dem gemeinsam verrichteten Abendgebet,
brachte uns Orhan Osmanoğlu Abdulhamid II. mithilfe von Anekdoten so nah, dass wir uns wie an das Ende des 19. Jahrhundert zurückversetzt fühlten: Abdulhamid II., der zweite Sohn des Sultans Abdulmecid I., regierte zwischen 1876 und 1909 das Osmanische Reich. Im Anschluss auf den historischen Umriss gab er den Gästen die Gelegenheit Fragen zu stellen, damit ihnen die Chance auf Antworten aus solch einer besonderen Quelle nicht entging. Wie es sich für einen solchen Ehrengast gebührt, servierten wir dem Prinzen ein erlesenes Abendessen. Daraufhin führte er das
Nachtgebet an und verlieh allen Angehörigen das Gefühl hinter Abdulhamid II. zu beten. Die über ihn empfundene Liebe zum Propheten Muhammed (sav) lässt sich am besten mit einer Anekdote beschreiben: Im Jahre 1889 plante der französische Schriftsteller Vicomte Henri de Bornier ein Theaterstück namens „Mahomet“ zu publizieren, um den Islam und unseren geliebten Propheten (sav) zu diffamieren. Das Theaterspiel sollte auf der angeblichen Nachahmung unseres Propheten (sav) beruhen,
den der Schauspieler voller Lügen und Verleumdungen darstellen sollte. Abdulhamid II., dem das Theaterstück während der Proben zu Ohren kam, war aus Liebe zum Propheten (sav) so entsetzt, dass er einen Erlass veröffentlichte. In diesem gab er bekannt, dass er im Falle einer Veröffentlichung dieses Theaterspiels mit sofortiger Wirkung jegliche Beziehungen zwischen Frankreich und dem Osmanischen Reich beenden würde. Die Ernsthaftigkeit der Lage war so offensichtlich, dass der Staat
daraufhin das Theaterstück im gesamten Land verbot. Der Enkel dieses heiligen Menschen ließ uns an diesem gesegneten Freitag bei einem warmen Tee an dessen Herrlichkeit teilhaben und erwärmte unsere aller Herzen mit. Welch ein segenreicher Freitag, welch eine wahrhaftige Ehre den Prinzen Orhan Osmanoğlu empfangen zu dürfen. Mögen wir ihn und die Gäste zufrieden gestellt haben, auf dass uns diese Ehre in naher Zukunft erneut zuteil kommen mag.
Prinz Orhan Osmanoğlu beehrt die Dergah
